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- Vergleichstest ASC 6002 ST / Revox PR99 aus Audio 01/1982 -
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Achtung: Aufnahme
Zwei neue semiprofessionelle Bandgeräte von Revox und ASC streiten um die Gunst der Tonbandfans.
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"Wer also die Summe aus den negativen und positiven Details für beide Geräte zieht, dürfte sich vermutlich eher für ASC entscheiden." So lautete das Fazit eines Tests (AUDIO 8/1981), bei dem der neue Recorder AS 3000 des bei Aschaffenburg ansässigen Herstellers ASC mil dem ebenfalls neuen Gerät B 710 des deutsch/schweizerischen Unternehmens Studer-Revox verglichen wurde.
Kaum ein halbes Jahr später stand erneut der Vergleich zweier Geräte dieser beiden Hersteller an. Diesmal ging es freilich nicht um Recorder, mit denen beide Firmen ja Neuland betreten hatten, sondern um zwei ausgewachsene Tonbandmaschinen: AS 6002 ST und PR 99. Um Neu- beziehungsweise Weiterentwicklungen jener Geräte, mit denen die beiden Anbieter ihren international guten Ruf begründet hatten.
Der gute Ruf hat freilich seinen Preis: Mit jeweils rund 3500 Mark, die der HiFi-Händler für eines der Nobelprodukte in Rechnung stellt, zählen die Konkurrenten auch in diesem Punkt zur internationalen Oberklasse.
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So versprach der Test durchaus Spannung; schließlich sind beide Geräte Abkömmlinge bekannter und bewährter Spulenmaschinen, die unter der Bezeichnung AS 6002 und B 77 in HiFi-Kreisen bestens eingeführt sind.
Der Vergleichstest sollte daher nicht nur zeigen, wer Klassenbester ist, sondern auch, was die Mehrausgabe von 800 Mark (ASC) beziehungsweise 900 Mark (Revox) für die professionellere Ausstattung wirklich bringt.
Denn im Gegensatz zu ihren Grundmodellen sind beide Maschinen vor allem für die ernsthafte Tonbandarbeit gedacht. "Die 6002 ST ist besonders für Kleinstudios, Schallplattenstudios und Rundfunkanstalten konzipiert", faßt ASC-Entwicklungschef Gerhard Zang, 31, den Anwenderkreis zusammen. "Die Rundfunkanstalten interessieren sich für die Verwendung der PR 99 vor allem im mobilen Bereich, also in Übertragungswagen. Aber auch einige Tonstudios haben die neue Maschine schon geordert", grenzt Revox-Pressesprecher Jürgen Reith, 41, die Verwendungsmöglichkeiten der PR 99 ab.
Doch auch der engagierte HiFi-Liebhaber kann von der professionellen Konzeption der beiden Kontrahenten ASC und Revox profitieren. Denn nicht nur ihre Eignung für hochwertige Mikrofonaufnahmen und ihre robuste Konstruktion heben sie über Durchschnitts-Geräte hinaus, auch die bei ihnen verwendete Studioentzerrung CCIR* (Die PR 99 ist auch als NAB-Version lieferbar, die AS 6002 ST kann bei Wiedergabe auf DIN-S (CCIR) oder NAB-Entzerrung geschaltet werden) hat Vorzüge.
Wer also beispielsweise seine Bänder auch zu Demonstrationszwecken an Plattenfirmen oder Rundfunkanstalten schicken will, findet in den beiden Neulingen den richtigen Partner. Denn wenn die technische und künstlerische Qualität sogar die Konservierung auf Platte zuläßt, ist dies dank der Profientzerrung problemlos möglich.
Ansonsten weicht die AS 6002 ST nur in einem Punkt von der Basisversion 6002 S ab: Das Zählwerk der ST-Maschine ist, wie im Studio üblich, in Zeit geeicht. Freilich lassen sich das die ASC-Spezialisten teuer bezahlen. Im Zeitalter der Digitaluhr, die man im Kaufhaus schon für 30 Mark bekommt, sind 800 Mark für dieses Extra und die geänderte Aufnahmeentzerrung reichlich viel Geld. Zang dazu lakonisch: "Diese Sonderanfertigungen werden nur in kleinen und daher teuren Stückzahlen produziert."
In allen sonstigen Eigenschaften entspricht die ASC ihrem billigeren Schwestermodell, das sich schon jahrelang als AUDIO-Referenzgerät bewährt hat (Test in Heft 3/1979).
Anders die PR 99, bei der schon die gänzlich geänderte Bezeichnung auf größere Unterschiede zum Grundmodell hindeutet: Symmetrische XLR-Anschlüsse aus der Studiotechnik, kalibrierbare Ein-und Ausgänge und eine geänderte Optik weisen auf eine deutliche Überarbeitung der B 77 (Test in AUDIO 3/1979 und 5/1981) hin. Die Alufrontplatte der PR 99 ist zudem robuster und weniger schmutzanfällig als die Revox-typische dunkelgraue Plastikfront der B 77.
Die übersichtliche Anordnung und die Ausführung der Bedienungselemente blieben hingegen gleich, doch das Tasten- und Reglerfeld liegen in einer Ebene mit der übrigen Grundplatte. Dadurch sind die Tonköpfe besser zugänglich, was neben dem Reinigen und Entmagnetisieren der Tonköpfe und Bandführungselemente auch das Cutten der Bänder erleichtert.
Auch der mit Tape Dump (sinngemäß übersetzt: Papierkorbbetrieb) bezeichnete zusätzliche Schalter unterstützt Schneidearbeiten . Damit läßt sich der rechte Wickelmotor abschalten, und nicht benötigte Bandreste kann man so einfach in den Papierkorb wandern lassen, ohne daß die auf Hochtouren rotierende Aufwickelspule einen gepfefferten Bandsalat zubereiten würde. Völlig unverständlich bleibt freilich, warum die Revox-Leute die bei der B 77 eingebaute hervorragende Bandschere dem PR 99-Besitzer vorenthalten.
Zur Verbesserung der Wickeleigenschaften, die bei Revox immer stiefmütterlich behandelt wurden - lediglich die nicht mehr gefertigte A700 machte eine Ausnahme -, spendierten die Entwickler einen zweiten Bandfühlhebel (rechts angeordnet) und erhöhten den Bandzug gegenüber der B 77. Dadurch sind die Bänder wie bei den ASC-Geräten auch nach einem Schnelldurchlauf immer sauber aufgerollt. Sogar die Verwendung von Studioband auf freien Wickelkernen wird mit den als Zubehör erhältlichen Adaptern zum Vergnügen.
Dafür sparte man bei Revox an anderen Stellen: Das simple mechanische Zählwerk der B 77, das per Riemenantrieb die Umdrehungen des rechten Bandwickels registriert, ist auch in der PR 99 eingebaut. Auch an den Mikrofonanschlüssen sparte man bei Revox, denn die serienmäßigen Eingänge taugen nicht viel. Dies ist jedoch nicht sonderlich schlimm: Wer ein Mischpult benutzt, was bei der PR 99 wohl häufig der Fall sein dürfte, kann auf diese Buchsen ohnehin verzichten. Falls dennoch die Mikros direkt am Gerät angeschlossen werden sollen, läßt sich die PR 99 leicht aufrüsten. Eine Zusatzplatine für rund 75 Mark, die jeder versierte Tonbandler selbst installieren kann, macht's möglich. Der damit entstandene symmetrische Anschluß erlaubt auch die Verwendung langer Kabel, ohne störende Brumm- oder Hochfrequenzeinstreuungen.
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Im Hörtest zeigte sich schnell, daß die beiden Newcomer ebenso wie ihre bewährten Vorgängermodelle über hervorragende Klangeigenschaften verfügen. Besonders bei 38 cm/s waren Unterschiede der Aufnahmen zum Original der abgehörten Referenzplatten kaum feststellbar. Ein minimaler Hang zur Schärfe bei der Revox und ein winziger Höhenverlust bei der ASC-Maschine waren lediglich bei ausgiebiger Hörprobe feststellbar. Auch zwischen der AS 6002 S, die der B 77 im Vergleichstest bereits leicht überlegen war, und den beiden Neulingen gab es keine Klangunterschiede. Lediglich bei hoher Lautstärke fiel die ASC 6002 S durch ein geringfügig höheres Grundrauschen auf.
Lohnt sich nun der Mehrpreis für eines der beiden Profigeräte? Unter HiFi-Gesichtspunkten bleibt die billigere AS 6002 S deutlich die ideale Bandmaschine für zu Hause. Statt der 800 Mark Mehrpreis für die ST-Version sollte der HiFi-Fan sich lieber im reichhaltigen ASC-Zubehörpro-gramm (zum Beispiel Fernsteuerung, Timereinheit oder Vierspur-Wiedergabe-Kopf) umsehen. Die Wiedergabe von Studiobändern ist ohnehin für alle ASC-Besitzer dank der umschaltbaren Wiedergabeentzerrung kein Problem.
Wer sein Tonbandhobby dagegen schon zum zweiten Beruf gemacht hat, ist mit der PR 99 besser bedient. Optimale Anordnung der Bedienungselemente und Einrichtungen, wie sie sonst nur echte Studiogeräte aufweisen, machen sich im täglichen Umgang mit dieser Maschine schnell bezahlt. Auch die XLR-Anschlüsse ermöglichen das problemlose Zusammenschalten mit Profigeräten. Doch dieser Vorzug ist auch Nachteil, denn bei der Verbindung mit HiFi-Anlagen gibt es bei der PR 99 Probleme: Die niederohmigen Eingänge harmonieren nicht mit allen Verstärkern, und fehlende Cinchbuchsen nötigen den Besitzer zur Anschaffung spezieller Adapterkabel.
Eine genaue Prüfung des Verwendungszwecks und der individuellen Ansprüche an Ausstattung und Bedienungskomfort sollte also auf jedem Fall vor dem übereilten Kauf einer dieser Bandmaschinen stehen.
Eines ist jedenfalls sicher: Sowohl die ASC-Spulengeräte als auch die beiden Revox-Sprößlinge werden etliche Jahre zuverlässig ihren Dienst tun.
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Dieser Testbericht wurde mit freundlicher Genehmigung der "Vereinigte Motor-Verlage GmbH & Co. KG" dem Audio Heft 01/1982 entnommen.
 
Autor: Wolgang Feld
Fotos: Wolfgang Schmid
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