Christophs Tonband-Seiten - Vergleichstest Akai GX 747 / Tandberg TD 20A SE / Teac X-1000R aus Audio 08/1982 - |
Tonbandgerätehersteller lassen sich nicht unterkriegen. Sie kontern die Herausforderung durch Top-Cassettenrecorder mit immer raffinierteren Modellen. |
Spätestens Mitte der 70er Jahre war es soweit. Der Siegeszug des Cassettenrecorders schien der bis dahin
dominierenden Bandmaschine endgültig den Garaus gemacht zu haben. Die Verkaufszahlen des wesentlich bedienungsfreundlicheren und längst auch qualitativ
guten Recorders sprachen für sich, der Tonbandgerätemarkt schrumpfte und schrumpfte. Doch trotz aller Unkenrufe ist die gute alte Bandmaschine nicht totzukriegen. Im Gegenteil: Inzwischen hat sie sich gar wieder etabliert. Doch der Bandmaschinen-Käufer der 80er Jahre erwartet von seiner Maschine meist mehr als nur die Möglichkeiten, Aufzeichnungen zu machen. Vor allem der Wunsch nach erstklassiger Klangqualität und besonderen Einsatzmöglichkeiten, wie beispielsweise eigenen Mikrofon-Aufnahmen, charakterisiert diese Spezialisten. Die Tonbandgeräte-Hersteller tun ihrerseits alles, um diesen Anforderungen gerecht zu werden. AUDIO testete drei Bandmaschinen, die nach semiprofessionellen Gesichtspunkten konzipiert wurden: • Akai GX 747 (2900 Mark) • Tandberg TD 20A SE (2750 Mark) • Teac X-1000R (2850 Mark) die gegen das AUDIO-Referenz-Bandgerät ASC AS 6002 ST antraten. Die seit etwa einem Jahr lieferbare Akai-Maschine und die brandneue Teac X-1000R sind in ihrer grundsätzlichen Konzeption sehr ähnlich aufgebaut. Beide Geräte wurden für die Arbeit mit den neuen EE-Bändern, beschichtet mit Chrom oder Chromsubstitut ausgelegt. Mit diesen Bändern wollen die Entwickler die Höhenaussteuerbarkeit und auch die Dynamik um etliche Dezibel erweitern. In der Praxis bedeuten diese Erweiterungen klarere, unverzerrte Höhen und vor allem weniger störendes Bandrauschen. Aber den Teac-Entwicklern genügte das nicht. Sie bauten in ihre Top-Bandmaschine zusätzlich dbx-Rauschunterdrückungs-Schaltkreise ein, die - laut Prospekt - weitere 35 Dezibel Dynamik-Erweiterungen garantieren sollen. So werden für die X-1000R insgesamt 100 Dezibel Rauschspannungsabstand bei Einsatz von dbx angegeben. Die norwegischen Tandberg-Entwickler wählten dagegen einen anderen Weg. Sie bauten in die TD 20A SE eine spezielle Entzerrung zum Erreichen hoher Dynamikwerte ein. "In den letzten Jahren hat die Entwicklung der Magnetbandtechnologie enorme Fortschritte gemacht", erklärt dazu Dieter Ludenia, Geschäftsführer der deutschen Tandberg-Zentrale in Düsseldorf, "vor allem die Höhenaussteuerbarkeit hat bei modernen Bändern derart zugenommen, daß wir getrost auf einen Teil davon verzichten konnten". Im Klartext bedeutet dieser Verzicht folgendes: Bei jedem Bandgerät werden während der Aufnahme die Höhensignale um einen bestimmten Betrag abgesenkt und bei der Wiedergabe um den gleichen Betrag spiegelbildlich wieder angehoben. Die Spezialentzerrung der Tandberg-Maschine dagegen verringert den Absenkungs- und den Anhebungsbetrag. Dies geht einerseits auf Kosten der Höhendynamik, aber andererseits werden bei der geringeren Anhebung der Höhen während der Wiedergabe auch weniger Rauschanteile mit angehoben. Das Resultat: höhere Dynamik. Auch an der übrigen Auslegung der Tandberg-Maschine erkennt man deutlich den Trend zum semiprofessionellen Gerät. Als einzige Maschine des Testfeldes verfügt sie neben der Bandgeschwindigkeit 19 Zentimeter pro Sekunde (cm/s) auch über die schnelle Gangart 38 cm/s, während die Akai und die Teac sich zu 19 cm/s mit der nächst langsameren Geschwindigkeit 9,5 Zentimeter pro Sekunde zufriedengeben. Bei der Tandberg stehen außerdem nur zwei Bandspuren zur Verfügung, wogegen die beiden Japaner jeweils mit vier Spuren, die natürlich schmaler sind, aufwarten. Das Zweispur-Verfahren bedeutet gegenüber dem Vierspur-System grundsätzlich ein Mehr an Dynamik, das aber auf Kosten der Spielzeit geht; sie ist pro Band nur halb so groß. Jeweils mit der maximalen Bandgeschwindigkeit betrieben, kommen die Akai und die Teac also auf die vierfache Spielzeit gegenüber der Tandberg. Hinzu kommt ein Feature, das besonders komfortbewußte Bandmaschinenfans zu schätzen wissen: Die beiden Japaner bieten die Möglichkeit des Auto-Reverse-Betriebes. Das Band läuft also auf Wunsch, ohne umgedreht werden zu müssen, selbständig in die Gegenrichtung -und das sowohl bei Aufnahme als auch bei Wiedergabe. Aus diesem Grund sind beide Maschinen mit insgesamt sechs Tonköpfen (Tandberg: drei) ausgestattet. |
Als Reverse-Maschine besitzt die Akai zwei Sätze Tonköpfe ... | ... die Tandberg dagegen benötigt nur einen ... | |
... und die Teac wieder zwei Sätze plus Doppelcapstan. | ||
Der Bandtransport erfolgt wie in dieser Klasse obligatorisch, bei allen drei Maschinen über drei separate , elektronisch gesteuerte Motoren. Bei der Tandberg übernimmt ein vierter Motor bei Aufnahme und Wiedergabe den Transport des Andruck-Schlittens an die Tonköpfe. Die übrige Ausstattung geriet bei den drei Testkandidaten äußerst üppig. Erwähnenswert ist bei der Teac neben einem programmierbaren Zählwerk, das übrigens auch die Akai besitzt, die Besonderheit, bei einem Überspielvorgang auf einen Teac-Recorder beide Maschinen vom Bandgerät aus fernzusteuern: "Mit geringem Aufwand können freilich auch andere Recorder entsprechend modifiziert werden", meint Weert Meyer, Produktmanager für Teac bei Harman Deutschland in Heilbronn, dazu. | ||
Übersichtliche Anordnung der Bedienungselemente: Akai GX-747. Selten benötigte Schalter sitzen hinter der Frontklappe, die in geschlossenem Zustand lediglich die Instrumente frei läßt. | Großflächige und bequeme Tasten für die Laufwerkssteuerung: Tandberg TD 20A SE. Rechts unten der Kipp-Schalter für die Spezial-Entzerrung. | |
Die Tasten sind etwas zu klein und liegen auch dicht beisammen: Teac X-1000R. Bei Aufnahmen können die Zeiger der Aussteuerungsinstrumente immer bis zum Skalenende ausschlagen. | ||
Doch Feature hin, Komfort her, was letztendlich auch bei einer Bandmaschine zählt, sind ihre
Klangqualitäten. Im ersten Teil des AUDIO-Tests mußten die drei Testkandidaten ihre meßtechnischen Qualitäten unter Beweis
stellen. Wie zu erwarten bot die Teac mit Abstand die besten Dynamikwerte, wenn der dbx-Schaltkreis eingeschaltet war. Sie erreichte maximal 88
Dezibel Fremdspannungs-abstand. Die Akai kam dagegen nur auf 64 Dezibel, freilich ohne Rauschunterdrükkungs-System immer noch ein guter Wert.
Die Tandberg brachte es bei 19 cm/s Bandgeschwindigkeit mit Hilfe der Spezialentzerrung auf 70 Dezibel, bei 38 cm/s waren es zwei Dezibel weniger.
Die Höhendynamik ging beim Umschalten von Normal- auf Spezialentzerrung von exzellenten 64 Dezibel auf immer noch hervorragende 61 Dezibel
zurück, die Dynamik stieg um etwa drei Dezibel. Der Hörtest der Bandmaschinen geriet wegen der verschiedenen Geschwindigkeiten , Bandsorten und Entzerrungen äußerst umfangreich. Als Vergleichsmaßstab diente die AUDIO-Referenzmaschine ASC AS 6002ST. Als Programm-Material standen zahlreiche Referenzplatten sowie PCM-Bänder, die auf der Technics PCM-Maschine SV-P100 abgespielt wurden, zur Verfügung. Besonders die dynamikreichen PCM-Aufnahmen der AUDIO-Hörtestplatte stellten einen harten Prüfstein für die Testkandidaten dar. Im Vergleich zwischen den beiden Vierspurgeräten Akai GX747 und Teac X-1000R (ohne dbx) zeigte sich eine leichte Überlegenheit der Teac. Sie rauschte selbst ohne dbx weniger als die Akai-Maschine, die trotz EE-Bandmaterials und der 19-Zentimeter-Geschwindigkeit die Musik verschleierte. Impulse kamen dadurch nicht trocken und konturiert genug, die Paukenschläge des AUDIO-Hörtest-bestandes erschienen zu dumpf und weich. Die Teac dagegen klang mit EE-Band und bei hoher Bandgeschwindigkeit insgesamt offener und freier. Bei eingeschaltetem dbx war von Rauschen nichts mehr zu hören, in den Musikpausen herrschte absolute Stille. Selbst die gefürchteten Rauschfahnen, die vor allem bei sehr wirksamen Rauschunterdrückungs-Systemen nach Impulsen als nachwehender Schleier auftreten, kannte die Maschine nicht. Dies dürfte vor allem auf den schon grundsätzlich guten Fremdspannungsabstand der Teac zurückzuführen sein. Da das EE-Band mit dem Argument auf den Markt gebracht wurde, bei niedriger Bandgeschwindigkeit nahezu gleiche Qualität zu bieten wie hohe Geschwindigkeit und Normalband, wurde ein entsprechender Vergleich durchgeführt. Dieser ging freilich zugunsten des Normalbandes aus. Die Höhen klangen bei der Teac und übrigens auch bei der Akai mit 19 Zentimeter pro Sekunde und Normalband offener und freier. Im Direktvergleich zum Original-PCM-Band, abgespielt vom Technics Digitalrecorder SV-P100, fiel bei der Teac mit dbx eine leichte Härte bei Impulsen auf. Manche Instrumente klangen dadurch zu kühl - beispielsweise Klavier und Pauken. Die Tandberg dagegen erschien bei hoher Bandgeschwindigkeit und Spezial-Entzerrung geringfügig weicher. Insgesamt klang die norwegische Maschine präziser, transparenter und offener als die Teac mit dbx und EE-Band. Rauschen war nur in ganz geringen Ansätzen zu vernehmen, ein Punkt, in dem die Tandberg sogar der ASC-Referenz überlegen war. Bei Normal-Entzerrung freilich schrumpften die Unterschiede auf ein absolutes Minimum zusammen. Bei einer Bandgeschwindigkeit von 9,5 Zentimetern pro Sekunde schließlich war die ASC leicht im Vorteil, sie klang trotz angestiegenem Rauschpegel ein wenig klarer und transparenter. Dies fiel insbesondere bei Streichern (AUDIO-Referenzplatte "La Boutique Fantasque") auf. Letztlich aber überzeugte die Tandberg TD 20A SE im Testfeld durch ihre exzellente Klangqualität, vor allem bei 38 Zentimeter pro Sekunde Bandgeschwindigkeit und Spezial-Entzerrung. Das macht sie besonders für Tonband-Fans interessant, die selbst Live-Aufnahmen machen wollen. Der hohe Fremdspannungsabstand sichert störungsarme Aufnahmen. Die Teac X-1000R erreicht trotz dbx und Verwendung von EE-Band die Qualitäten der Tandberg nicht ganz. Für Mikrofonaufnahmen eignet sie sich dennoch, hohe Bandgeschwindigkeit und dbx vorausgesetzt. Die Verwendung des gegenüber Normalbändern um die Hälfte teureren EE-Bandes lohnt sich nicht. Auch bei der Akai GX 747 kann man, wenn die Ansprüche nur minimal zurückgeschraubt werden, getrost auf EE-Band verzichten. Bei 9,5 Zentimeter Bandgeschwindigkeit und EE-Band liegt die Klanggüte immer noch merkbar unter der bei doppelter Geschwindigkeit und Normalband. Den Anschluß an die Spitzenklasse wird die Maschine wohl erst dann schaffen, wenn sie als schnelles Halbspurgerät mit eingebautem Rauschunterdrückungs-Schaltkreis zu haben ist. Aber auch solchem Fortschritt haben die Teac-Mannen etwas entgegenzusetzen. Die X-1000R soll Ende 1982 ebenfalls als Schnellversion mit 38 Zentimeter pro Sekunde, Halbspur und dbx auf den Markt kommen. Bleibt abzuwarten, wie der Testsieger Tandberg sich dann aus der Affäre zieht. |
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Dieser Testbericht wurde mit freundlicher Genehmigung der "Vereinigte Motor-Verlage GmbH & Co. KG"
dem Audio Heft 08/1982 entnommen. Autor: Hans Günther Beer Fotos: Wolfgang Schmid |
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